Waren es lange Zeit die gelben Briefe der Staatsanwaltschaft, so ist es mittlerweile die Korrespondenz der Ordnungsämter, die dem Fußballfan das Fürchten lehrt.
Allein letzte Saison flossen aus dem M-Block durch angebliche Fehlverhalten mehrere Tausend Euro in die Kassen der Stadt Augsburg. Das Vorgehen gleicht sich in den meisten Fällen: das delinquente Verhalten würde die Polizei gerne sanktionieren und leitet ein Ermittlungsverfahren ein. Diese stellt dann jedoch häufig fest, dass der Tatbestand für eine Verurteilung nicht genügt, weswegen sich nun das Ordnungsamt einschaltet. Dieses greift den Ball bereitwillig auf, konstruiert einen Vorwurf und macht sich dankbar zum Erfüllungsgehilfen.
Beispiel gefällig?
Ein Haufen an Gästefans aus Stuttgart macht sich vergangene Saison im Heimbereich unweit zur Kurve breit. Belästigt Heimfans, pöbelt und provoziert. Die Verantwortlichen der Polizei/des Vereins lassen sie gewähren, schauen weg und machen so überhaupt erst das Agieren einiger Heimfans nötig. Diese greifen ein, die Situation ist schnell bereinigt, zu Straftaten kommt es nicht.
Vom eigenen Unvermögen muss nun nachträglich abgelenkt und auch die eigene Daseinsberechtigung nachträglich irgendwie gerechtfertigt werden und es kommt zur oben angesprochen Verfahrensweise. Anzeigen werden geschrieben, Vorladungen verschickt, doch recht schnell muss die Polizei feststellen, dass auch sie an Gesetze gebunden ist. Wo nix passiert ist, kann strafrechtlich eben auch niemand belangt werden und so werden alle Verfahren eingestellt. Nun tritt aber das Ordnungsamt auf den Plan und spricht Sanktionen aus: Mehrere Hundert Euro Bußgeld lassen sich die Aktivisten den Aufenthalt in einem anderen Block, als der auf der Eintrittskarte Zugewiesene sowie das Übersteigen eines Zaunes kosten - alles durch die Stadionordnung legitimiert. Was sich jedoch an jedem Spieltag dutzende Male ereignet und keinerlei Konsequenz nach sich zieht, wird in diesem Fall sanktioniert.
Weiterlesen...
Die klammen Kassen ihrer Stadt haben die Augsburger Fußballrowdys in jüngster Vergangenheit fürs Erste genug subventioniert, da stehen schon die nächsten Parasiten auf der Matte. Dieses Mal sind es die Nachbarn aus der bajuwarischen Provinz. Wurden unsere Vorsänger bereits in der letzten Saison zur Kasse gebeten, weil sie beim Spiel in München Megaphone benutzt haben, so werden sie auch dieses Mal mit einem dreistelligen Betrag zur Rechenschaft gezogen.
Kommen die Dinger in jedem Stadion der Republik problemlos zum Einsatz, stehen diese in der "Weltstadt mit Herz" neben Waffen und Pyrotechnik scheinbar ganz oben auf der Verbotsliste. Offiziell aus Lärmschutzgründen. Die angrenzende Auto- und S-Bahn, den Lärm von Stadionmusik und -durchsagen und die Geräuschkulisse durch 70.000 Fußballfans sind jedoch gerade noch so im Rahmen. Weitere 80 Dezibel durch ein Megaphon stellen für angrenzende Anwohner (?) scheinbar einen unzumutbaren Zustand dar.
Die Lärmbelästigung erweist sich jedoch als unbedenklich, insofern die Vorsänger ihre Personalien abgeben und an einem Gespräch mit der Polizei teilnimmt. Selbstredend, dass es sich verbietet auf derartige Erpressungsversuche einzugehen.
Ähnlich wie ihre Münchner Kollegen haben auch die Schreibtischhengste aus Ingolstadt geschichtlich nur wenig Durchblick. Die goldenen Zeiten in denen es in Augsburg noch das große Geld zu holen gab sind schon seit ein paar Jahrhunderten vorbei. Nichtsdestotrotz trafen nach dem letzten Gastspiel unseres FCA etliche Zahlungsaufforderung ein. Der Grund: Besteigen des Zauns im Gästeblock. Das ist bei den Schanzern nämlich ausdrücklich nur nach dem Spiel und kurz nach den Toren gestattet. Eine feine Geste zum Schutz der Gäste könnte man meinen, zumindest wenn Audi beim Bau des Stadions ähnlich gepfuscht hat wie der Mutterkonzern aus Wolfsburg dies gerne mal tut. Realistischer erscheint jedoch, dass hier lediglich ein paar Fans als Bauernopfer herhalten dürfen. Die FCA-Fans, welche nämlich zeitgleich im Block Rauch zündeten, konnten scheinbar nicht ausfindig gemacht werden.
Wundern, darf man sich heutzutage über die beschriebenen oder ähnlich abstruse Sanktionierungen wahrlich nicht mehr. Zu schlecht ist die Lobby von uns Fans, zu groß das Bedürfnis von Verbänden, Vereinen und Exekutive ihre Marke sauber zu halten. Nun sind sowohl die Strafen für die Vorsänger als auch für die Zaunbesteiger - irgendwo eingependelt im mittleren drei-stelligen Bereich - allesamt nicht existenzbedrohend. Eine Frechheit sind sie trotzdem!
Was aber in der Vergangenheit bereits wunderbar funktioniert hat, darauf wollen wir auch nun wieder setzten: die Solidarität und der Zusammenhalt in Augsburg. Nicht nur ausschließlich um den betroffenen Jungs finanziell unter die Arme greifen zu können, sondern vor allem um die Sinnlosigkeit derartiger Sanktionen aufzuzeigen.
Wir werden zu diesem Zweck die Spenden der Supporter News vom Heimspiel gegen Leverkusen den Betroffenen zur Verfügung stellen. Außerdem könnt ihr sowohl am M-Block, als auch am Fancorner Spenden abgeben und erhaltet hierfür ein kleines Dankeschön in Form eines Armbands, dass an das Motiv der „ROT-GRÜN-WEIß SIND UNSERE FARBEN“-Fahne angelehnt ist. Eine nette Erinnerung und in Zeiten von schwarzen und neongelben Trikots ja auch keine ganz verkehrte Aussage.
Auf Augsburg!
Legio Augusta