Berlin, den 30. März 2016
Rund einhundert aktive Fans, von Szenen der verschiedensten
Fußballvereine der 1. bis 4. Spielklasse Deutschlands entsandt, sind am
Karsamstag in Hannover zusammengekommen und haben mit
Vereinsverantwortlichen aus dem ganzen Land über eine neue Form des
Dialogs wie auch über inhaltliche Themen debattiert.
Nachdem der 2007 ins Leben gerufene Fandialog unter der Federführung des
DFB über all die Jahre praktisch ergebnislos verlaufen war, hatten alle
daran beteiligten Fanorganisationen im letzten Herbst jene Gespräche
aufgekündigt. Mit dem neuerlichen Anlauf wollen die bundesweit tätigen
Fanbündnisse ProFans und Unsere Kurve zeigen, dass ihnen an einem
ergebnisorientierten Dialog mit Verantwortlichen des deutschen Fußballs
sehr gelegen ist.
So ging es in Hannover darum, festzustellen, wo gemeinsame Interessen
und Standpunkte im Spannungsfeld zwischen Fankultur und Vereinszielen
liegen. Während etwa zur Frage der Kommerzialisierung des Fußballs
durchaus unterschiedliche Ansprüche bestehen, herrschte weitestgehende
Einigkeit darüber, dass der gesellschaftliche, aber auch der
kommerzielle Wert der gelebten Fankultur für den deutschen Fußball
weitaus höher ist, als ihr allem Anschein nach durch den DFB zugemessen
wird.
Auch in der Frage zur Vorstellung eines gelungenen Spieltages konnten
Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Darüber hinaus führte der
gemeinsame Dialog zu mehr Verständnis für abweichende Positionen, die
sich aus der jeweiligen Berufs- bzw. Fanrolle ergeben. Von Seiten der
Fans war es ein Anliegen hervorzuheben, dass sie es als Fußballfans leid
sind, vor allem auswärts, als Sicherheitsrisiko wahrgenommen zu werden,
da diese Sicht alle Maßstäbe der Wirklichkeit verzerrt. An dieser Stelle
spielte insbesondere das Thema Kollektivstrafen, verordnet durch den
DFB, eine besondere Rolle. Kollektivstrafen, so der einhellige Tenor der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, widersprechen nicht nur
rechtsstaatlichen Grundsätzen, sondern erfüllen ebenso wenig ihren
Zweck. Die gängige Praxis des Verhängens von Kollektivstrafen durch das
Sportgericht des DFB, nach tatsächlichem oder auch nur empfundenem
Fehlverhalten einzelner Zuschauer, gehört daher dringend infrage gestellt.
Die den Kongress tragenden Fanorganisationen rufen zu einer
gesellschaftlichen Debatte über diese bis dato gängige Praxis des DFB
auf und fordern die Abschaffung von Kollektivstrafen, die Fans in
Sippenhaft nehmen und Vereine für das Handeln Einzelner verantwortlich
machen.
Fans wie auch Vereinsverantwortliche sind sich einig, den Austausch
weiterführen und diese Plattform als festes Instrument des Dialogs
etablieren zu wollen. Dazu ist bereits eine Nachfolgeveranstaltung im
Herbst dieses Jahres ins Auge gefasst.
ProFans und Unsere Kurve, 30. 3. 2016