Auszug aus der Supporter News Ausgabe # 183 FCA - Dortmund

Bewusste Herbeiführung einer Eskalation durch den Verein

Unsere Erste Europapokalsaison ist vorüber und mit Stolz und großen Erinnerungen schließen wir diese ab. Erinnerungen an magische Nächte, wie beispielsweise dem ersten internationalen Pflichtspiel in Bilbao, dem Wunder von Belgrad oder an unsere aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die in Liverpool nur knapp der Sensation entgeht! Aber auch Erinnerungen an eine Serie von Choreographien, Fanmärschen und eine Fanszene, die das Erlebnis Europa zu einem Besonderen gemacht hat.
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Insbesondere die Spiele in Spanien und England haben uns aufgezeigt, wie unterschiedlich sich der Fußball in den Ländern präsentiert. Während wir unseren Kontrahenten sportlich Paroli boten, waren die Duelle auf den Rängen ungleicher Natur. Mit unserer Art der Fankultur begeisterten wir nicht nur die Stadionbesucher, sondern auch in der medialen Nachberichterstattung wurden wir Augsburger stets ins positive Rampenlicht gerückt.
Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die aktuellen Bedingungen, die in den englischen und spanischen Profiligen vorzufinden sind, konträr zu einem lebendigen Fandasein stehen und eine derartige Unterstützung, zuhause wie auswärts, nur selten vorzufinden ist. Eintrittspreise in utopischer Höhe, reine Sitzplatzstadien, das Denunzieren des Sitznachbarn, das Verbot sämtlicher Fanmaterialien (ironischerweise ausgenommen Zaunfahnen, aber dazu gleich mehr), der Wunsch einer konsumierenden Stadionkulisse und dem Unterdrücken von Emotionen, lassen das Ausleben der Fankultur bereits im Keim ersticken.

Sind wir kritischen Fußballfans in Deutschland durch Verbände, Politik und Bullen per se starken Repressionen und irrwitzigen Regularien ausgesetzt, sollten die Vereine, welche im regelmäßigen Austausch zu ihrer Basis stehen, Verständnis für die Art der hiesigen Fankultur aufbringen und vor allem nach den Erfahrungen in Europa noch im größeren Maße darauf bedacht sein, diese als Besonderheit und positives Element anzuerkennen und zu schützen. Doch stattdessen konnten wir beim letzten Heimspiel das genaue Gegenteil erleben.

Um konkret zu werden:
Außer einem rein repressiven Charakter erschließt sich uns der Zusammenhang zwischen der gezeigten Pyroshow der Leverkusener Fanszene aus dem Vorjahr und dem ausgesprochenen Verbot von Zaunfahnen in dieser Spielzeit nicht, zumal diese in der vorangegangenen Saison weder als Sichtschutz missbraucht wurden, noch zu einer anderweitigen Sicherheitsbeeinträchtigung führte. Welche Sicherheitsbedenken bestehen also, insofern Fans ihre Zaunfahnen aufhängen? Aus welchem Grund bestraft man kollektiv alle Gästefans, obwohl sich der Großteil im letzten Jahr nicht am Einsatz von Pyrotechnik beteiligt hat?
Analog zu dieser Kollektivstrafe sei ein Beispiel vom Straßenverkehr angeführt: Ein Autofahrer überschreitet das vorgeschriebene Tempolimit. Doch anstatt dass nur ihm der Führerschein entzogen wird, wird dieser allen anderen Verkehrsteilnehmern ebenso abgenommen. Eine Ungleichbehandlung par excellence.

Den handelnden Personen ist sehr wohl bewusst, welche Relevanz eine Zaunfahne für Fans besitzt - es ist ein Heiligtum! Des Weiteren ist es den verantwortlichen Personen hinlänglich bekannt, dass sich insbesondere Ultras und die aktiven Fans diesem Verbot nicht beugen und versuchen, ihre Zaunfahne auf unkonventionelle Art ins Stadion zu bringen. Das muss man nicht verstehen, das muss man nicht gut heißen, aber man muss es akzeptieren.
Die eingesetzten Ordner im Gästebereich wurden am Spieltag instruiert, den Leverkusener Fans etwaige verbotene Fanmaterialien (also ein Stück Stoff) abzunehmen, wissentlich, welche Dynamik solch ein Vorfall annehmen kann. Letztendlich ist dieser Fall eingetreten und eine Zaunfahne wurde zum Objekt der Begierde des Ordnungsdienstes.

Während die eingesetzten Fackeln aus der vorherigen Saison keine Verletzten verursachten, kam es durch das ausgesprochene Zaunfahnenverbot und den daraus resultierenden Auseinandersetzungen sowohl auf Seiten des Ordnungsdienstes, als auch auf Seiten des Fananhangs zu mehreren Verletzten.
Wohl wissend, dass sich nur die wenigsten Fans diesem kollektiven Zaunfahnenverbot beugen werden, wurde es durch den FCA ausgesprochen und kann, sofern die handelnden Personen das Vorgefallene selbstkritisch beleuchten, für die Zukunft als gescheitert betrachtet werden. Für Sicherheit sollte gesorgt werden, genau das Gegenteil trat ein. Polemisch könnte man behaupten, dass der FC Augsburg bewusst und willentlich eine Eskalation in Kauf genommen und sogar forciert hat. Soweit wollen wir aber nicht gehen. Stattdessen müssen sich die handelnden Personen die Frage stellen und gefallen lassen, ob sie tatsächlich der Sicherheit der Zuschauer und des Ordnungsdienst höherer Priorität beimessen, als der Nachahmung des allgemein vorherrschenden repressiven Geistes.
Vorbildcharakter durch „Augsburg Calling“ und das Abspielen der Gästehymne sind nette Ansätze Gastfreundschaft vorzuleben. Doch diese Gastfreundschaft darf nicht als reine Publicitymaßnahme verstanden werden, sie muss genau dort gelebt werden, wo sie für alle Gäste relevant ist: am Stadioneingang. Gerade das wurde gegen Leverkusen auf schändliche Art und Weise verpasst.