Warum RB Leipzig dem Fussball schadet wie wir ihn kennen und lieben


Stellungnahme der Szene Fuggerstadt zu RB Leipzig
Nicht nur viele FCA Fans stehen dem "Projekt" RB Leipzig ablehnend gegenüber, in ganz Deutschland regt sich Widerstand gegen das Marketingprojekt eines österreichischen Unternehmens. Fußball ist für uns mit Emotionen, Begeisterung, Gemeinschaft und sozialem Zusammenhalt verbunden. Der FCA steht nicht nur für Fußball, sondern auch für unsere Liebe zu unserer Heimatstadt und ganz Schwaben. Deshalb sind wir keine Fußballkunden, sondern mit Leib und Seele FCA Fans.

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Aus diesem Grund sorgen wir uns sehr um die Zukunft des Fußballs in Deutschland und ganz Europa. Die Entwicklungen der letzten Jahre zielen darauf ab, eben genau das, was für uns den Kern dieses Sports ausmacht, zu zerstören oder zumindest erheblich zu beschädigen. Immer stärker entwickelt sich der Fußball von einem sportlichen und kulturellen Wettbewerb zwischen demokratisch, regional verankerten Vereinen hin zu einem reinen Instrument der Wirtschaft, in dem der Fan zum Kunden und der Sport zum (Bei-)Produkt gemacht wird. RB Leipzig ist hier nicht der alleinige Schuldige, aber es stellt eine völlig neue Qualität dieser, für uns, negativen Entwicklung dar und verkörpert fast alles, was für uns Fußball und Sport generell in unseren Augen eben nicht sein soll: Ein rein ökonomisch geplantes und organisiertes Projekt, das letztlich für Unternehmen werben oder sogar für Kapitalanleger Renditen erwirtschaften soll. Der Sport wird reduziert auf eine attraktive Werbefläche.

Keine Frage von Fußballromantik
Häufig wird die Kritik der Fans als "Fußballromantik" oder "realitätsfremd" abgestempelt; man könne die Entwicklungen im modernen Fußball eben nicht aufhalten, auch wenn man sie nicht gut finde. Schließlich hätte die "Professionalisierung" in den letzten Jahrzehnten auch viele positive Effekte gehabt, wie z.B. den Bau moderner, besserer Stadien, die ohne mehr Geld gar nicht möglich gewesen wären. Allerdings sind es nicht nur die vermeintlichen "Romantiker", die sich um die Zukunft des Fußballs sorgen machen. Im Juli 2016 haben z.B. auch Thomas Tuchel (BVB), Jürgen Klopp (Liverpool) und der neue Trainer von Chelsea, Antonio Conte, die Entwicklung scharf kritisiert.

"Der Markt ist verrückt, die Preise sind außer Kontrolle. Da ist kein Bezug mehr zu den Leuten, die ins Stadion kommen" (Zitat Tuchel). "Andere Vereine können rausgehen und einfach Topspieler kaufen. Ich möchte es anders machen und ich würde es auch anders machen, wenn ich so viel Geld ausgeben könnte, wie andere Klubs.... An dem Tag, an dem das Fußball ist, bin ich raus, weil es im Spiel darum geht, zusammen zu spielen." (Zitat Klopp). "Diese Preise sind unvorstellbar(...) Geld ist wichtig, aber Geld ist nicht alles (...) Das Wichtigste ist Leidenschaft und damit unsere Spieler und Fans anzustecken." (Zitat Conte).

Nun kann man diesen drei Herren wohl kaum unterstellen, dass sie "Romantiker" sind, aber sie sind eben mit einer Entwicklung konfrontiert (der immer schneller voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs), die auch für sie in eine völlig falsche Richtung geht und droht den Sport Fußball und die Fankultur zu zerstören.

Was wir konkret an RB kritisieren
Eigentlich erlauben die Statuten der DFL grundsätzlich nicht, dass das Emblem eines Bundesligaclubs ein Firmenlogo oder Werbebotschaften für ein Unternehmen enthält (Anhang IV, § 9 Abs. 5 Lizenzierungsordnung). Eine Ausnahme gilt hier für die Werksmannschaft Bayer 04 Leverkusen, deren Logo um Jahrzehnte älter ist als die Lizenzierungsordnung der DFL. Dass aber RB Leipzig, nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga ein Vereinswappen führen durfte, das aus dem nur marginal veränderten Markenlogo des Salzburger Getränkekonzerns besteht, ist in unseren Augen schon ein krasser Verstoß der DFL gegen ihre eigenen Grundsätze und ein Affront gegen alle anderen Clubs. Zwei aufeinander zustürmende rote Rindviecher sind das wesentliche Element der Marke des österreichischen Geldgebers! Weder der Vorgängerverein SSV Markranstädt, dessen Startrecht RB im Jahre 2009 erworben hatte, noch die Stadt oder Region Leipzig führen rote Rindviecher in einem Wappen! Dem hinter dem Getränkekonzern stehenden Milliardär, Dietrich Mateschitz, geht es in unseren Augen nur um effektive Werbung für seinen Konzern, in einer der erfolgreichsten Fußballligen der Welt.

Weder nachhaltig noch beispielhaft
Befürworter solcher Business-Sport-Projekte (wie wir es in anderer Form auch in Hoffenheim sehen) führen gerne als Argument an, dass dies doch ein legitimer und auch innovativer Weg sei, um Abwechslung und frischen Wind in den Fußball zu bringen. Zudem ginge es hier auch nur um Wettbewerb zwischen den Clubs, aber dies mal eben auf wirtschaftlicher Ebene. Man könne ja Clubs wie Leipzig oder Hoffenheim nicht vorwerfen, dass sie einen finanzkräftigen Investor gefunden haben. Außerdem würden Leute wie Hopp oder Mateschitz das ja nicht zum Spaß machen, sondern wirtschaftlich kalkulieren und nachhaltig Investieren, wie dies ein erfolgreicher Unternehmer eben tue.

Diese Argumente sind verbreitet und vordergründig logisch, jedoch inhaltlich schlicht falsch!
Die Beträge, die auf diesem Weg in die beiden Fußballclubs investiert werden, können durch den reinen Fußballbetrieb - also mögliche Überschüsse der Fußballprojekte - niemals mehr eingespielt werden, geschweige denn Renditen abwerfen. Alleine deshalb sind diese Projekte, weder "nachhaltig" noch ein "Zukunftsmodell" für andere Vereine. Lediglich der Werbeeffekt für sein Unternehmen rechtfertigt für den Geldgeber das Investment. Auch ist es schlichtweg falsch, dass sich ja jeder andere Verein auch einen solchen Investor suchen könne. Selbst wenn man dies wollte, werden sich keine 36 Milliardäre oder Unternehmen finden, die bereit sind, zig Millionen in Vereine zu investieren, ohne jede Chance auch nur einen Teil dieses Geldes jemals wieder zu sehen. Außerdem kann man derzeit im internationalen Fußball bereits gut erkennen, wohin dies führen wird: In gigantische finanzielle Materialschlachten, bei denen letztlich Milliarden verpulvert werden die in keinem Verhältnis mehr zu möglichen Einnahmen der Geldgeber stehen!

Auch das Engagement im Bereich "Jugendarbeit", soziale Projekte und Spenden sind bei RB letztlich nur Deckmäntelchen und Teil des Marketingkonzeptes. Solcherlei Aktivitäten sind gemeinhin als "Greenwashing" oder "Social washing" bekannt, um sich selbst ein ökologisches oder soziales Images zu geben.

Verdrängung von Traditionsvereinen
Projekte wie RB Leipzig verdrängen regional und demokratisch verankerte Vereine mit unfairen Mittel aus der Bundesliga! Noch wird dies von vielen Offiziellen oder Medien nicht erkannt, heruntergespielt und als Teil des ganz normalen Wettbewerbs zwischen Fußballteams abgetan. Wir wissen nicht, welche Launen die Aktivitäten des Milliardärs Mateschitz zukünftig prägen werden. Vielleicht begnügt er sich mit einem werbewirksamen Mittelfeld in der Bundesliga, vielleicht stellt er den fairen Wettbewerb vollends auf den Kopf, wenn RB mit seinen Milliarden im Rücken, Clubs wie dem FC Bayern oder Dortmund auf die Pelle rücken wird oder vielleicht eines Tages Vereine wie der VfB Stuttgart, Werder Bremen, Hertha BSC oder der Hamburger SV für immer in der zweiten Liga oder noch tiefer verschwinden werden. Ob sich der FCA dann noch im bezahlten Fußball halten kann, bleibt abzuwarten.

Aushebelung der Demokratie - Mitglieder haben nichts zu melden!
Alle Vereine in Deutschland sind in der Verfassung verankert und die Gründung von Vereinen ist eines der elementaren demokratischen Grundrechte (Vereinigungsfreiheit). Ganz bewusst wurden Vereine durch das Grundgesetz vor dem Zugriff von Politik und Wirtschaft geschützt, um staatliche oder privatwirtschaftliche Einflussnahme und Instrumentalisierung zu verhindern. Vereine, auch Sportvereine, sollen durch ihre Mitglieder über deren Willensbildung und demokratische Beschlüsse geführt werden. Auch die DFL hat bisher versucht, zumindest in einem gewissen Umfang, die Einflussnahme von Einzelpersonen oder Unternehmen im Profifußball zu verhindern, mit der sogenannten 50+1 Regel. Diese sollte gewährleisten, dass immer der Stammverein eines Bundesligaclubs die Stimmenmehrheit in der Profiabteilung hat – auch wenn diese z.B. als AG, KGaA oder GmbH organisiert sind. Es gibt zwar bereits jetzt schon diverse Beispiele, wie versucht wird, diese Regel zu umgehen (wie z.B. bei Hannover 96), aber RB Leipzig hebelt die Demokratie tatsächlich vollends aus! Der Stammverein RasenBallsport Leipzig e.V. hat lediglich 17 stimmberechtigte Mitglieder (Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 02.03.2016), der Jahresbeitrag beträgt 800 € (Quelle: n-tv vom 17.03.2015) und über die Aufnahme von neuen Mitgliedern entscheidet der Vorstand, der alle Anträge ohne Begründung ablehnen darf! Nahezu alle Positionen im Verein und Club werden durch Mitarbeiter von Red Bull besetzt bzw. durch Personen, die von RB bezahlt werden (z.B. Juristen). Nachdem die DFL dem Verein Auflagen für die Zulassung zur 2. Bundesliga gemacht hatte (z.B. den Verein für mehr Menschen zu öffnen und demokratischer zu organisieren) führte RB eine sogenannte "Fördermitgliedschaft" ein. Hier kann man eine Bronze (100 €), Silber (500 €) oder Gold (1.000 €) Mitgliedschaft erwerben – allerdings ohne Stimmrecht im Verein. Das hat mit Demokratie nichts zu tun.

RB hatte die Zulassung für die 2. Bundesliga nur durch die Abgabe einer verbindlichen Erklärung erhalten, seine Gremien auch mit unabhängigen Persönlichkeiten zu besetzten. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass ein Fördermitglied in den Aufsichtsrat berufen wird… RB Leipzig misstraut seinen eigenen „Fans“ und den Leipzigern so sehr, dass deren Einfluss auf das Werbeprojekt Profifußball um jeden Preis verhindert werden soll. Darf RB ungestraft so weiter machen, ist dies der Präzedenzfall auch für andere Clubs. Dann haben in Zukunft die Mitglieder in ihrem eigenen Verein nichts mehr zu melden. Sie dürfen brav ihre (Förder-)Beiträge zahlen, maximal ihre Meinung auf bedeutungsentwerteten Mitgliederversammlungen äußern und vielleicht in weniger bedeutsamen Bereichen (z. B. Jugendabteilungen) Entscheidungen fällen.

Als Begründung für diese undemokratischen Entwicklungen wird meist ins Feld geführt, dass, durch die Professionalisierung des Sports, der wirtschaftliche/unternehmerische Faktor immer wichtiger werde. Deshalb müssten alle wesentlichen Entscheidungen von erfahrenen/kompetenten Personen gefällt werden. Die "einfachen" Mitglieder seien gar nicht in der Lage, solch komplexen Sachverhalte und deren Folgen zu beurteilen. Dagegen gibt es ein einfaches und klares Argument: Demokratie kennt keine qualifizierten oder nicht qualifizierte Menschen! Eine demokratische Entscheidung sollte immer das Ergebnis von umfassender Information (z.B. durch Personen mit Kompetenzen und Fachwissen), ausreichender Diskussionen zwischen allen von der Entscheidung Betroffenen und einer demokratischen Abstimmung sein. Wer dies nicht will, ist kein Demokrat. Derjenige soll sich bitte in Bereiche der Gesellschaft begeben, in denen er ohne Widerworte von anderen treiben kann, was er für richtig hält!

Fankultur als schmückendes Beiwerk des Fußballs
Was uns als Fans in diesem Zusammenhang am meisten Sorgen bereitet, ist die Zerstörung der traditionellen Fankultur im Fußball. Wir wollen nicht, dass die Besucher eines Spiels als "Kunden" betrachtet werden, die ein Produkt kaufen und dafür als Gegenleistung eine entsprechende "Unterhaltung" erwarten. Fans eines Clubs dürfen nicht zur "Folklore" degradiert werden, die gerade noch den stimmungsvollen Rahmen für ein Spiel beizusteuern haben. Wir wollen nicht, dass alle Emotionen aus dem Stadion verbannt werden und nur noch vom Club kontrollierte oder gestattete Aktivitäten erlaubt sind. Einen solchen Sport ohne Herz und Seele wollen wir nicht haben.

Wer eine gepflegt, geregelte Unterhaltung ohne Emotionen und Spontanität will, soll ins Theater oder ins Kino gehen! Was am Ende einer solchen Entwicklung steht, kann man in den USA sehen. Wer dort eine Sportveranstaltung besucht, egal ob Baseball, Basketball, Eishockey oder Football, wird ein vollkommen kommerzialisiertes "Event" mit Animationsprogramm fürs Publikum (damit überhaupt eine Art von Stimmung aufkommt), ständigen Werbeeinspielungen und gesponserten oder käuflichen Fanutensilien (ohne jede Form eigener Kreativität) erleben. Das wollen wir verhindern. Wir wollen aktive, kreative und selbstorganisierte Fans in unseren Stadien. Die selbst Fahnen und Banner herstellen und für eine gigantische, einmalige Stimmung im Stadion sorgen - mit aufwendigen Choreographien und Aktionen. Fans, die mit Leib und Seele dabei sind, weil es eben nicht irgendein "Produkt" ist, was dort auf dem Rasen spielt sondern UNSER VEREIN! Leider wird in den letzten Jahren immer wieder versucht, diese Fankultur in ein schlechtes Licht zu rücken und Teile der Fankultur, wie z.B. die Ultra-Szene, als Chaoten oder Gewalttäter zu brandmarken. Gewalt und Aggressionen sind ein gesamtgesellschaftliches Problem und haben tiefere Gründe und Ursachen, daran ist nicht eine Handvoll Fußballfans schuld! Damit will man letztlich einen Keil zwischen die Fans treiben und eine Rechtfertigung liefern, um genau die Teile der Fans aus den Stadien zu drängen, die der völligen Kommerzialisierung im Wege stehen.

Die Seele des Fußballs retten!
Für uns ist eines völlig klar: Wenn diese Entwicklung so weiter geht, nimmt man dem Fußball seine Seele. Dann wird alles letztlich beliebig und austauschbar, so wie es bei allen anderen Konsumartikeln auch ist. Aber wir wollen den Fußball so erhalten wie er einst entstanden ist. Als eine Identifikationsmöglichkeit mit seiner Stadt oder Region, als ein kulturelles und soziales Gemeinschaftsprojekt von vielen Menschen aus allen möglichen sozialen Schichten und Herkünften, als Ort um seinen Emotionen und Kreativität Ausdruck zu verleihen - kurz um - als schönste Nebensache der Welt! Wir sind der FCA - Rot, Grün, Weiß! Nein zu RB!